Die Gewerbliche Industrie Liechtenstein (GIL) lud am Montagabend zum alljährlichen Neujahrsapéro in den Vaduzer Saal. Als Gastredner widmete sich Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer den Herausforderungen des Jahres 2016.
von Sebastian Albrich
Die liechtensteinische Wirtschaft hat ein turbulentes und forderndes Jahr hinter sich. 2015 war der wenige Tage zuvor eingetretene Frankenschock das Gesprächsthema am Neujahrsapéro und auch 2016 kommen die rund hundert Gäste aus Politik und Wirtschaft nicht an diesem Thema vorbei. «Es tut mir leid. Ich muss wieder von der Frankenstärke reden, denn das Thema ist noch nicht ausgestanden», begann Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer seinen Ausblick auf das neue Jahr. Er identifizierte dabei vier grosse Herausforderungen, die Wirtschaft und Politik 2016 und darüber hinaus beschäftigen werden. Einige davon im eigenen Einflussbereich, andere wiederum werden extern auferlegt: Frankenschock, Fachkräftemangel, Sicherung der Sozialwerke und Standortförderung. Die Frankenstärke sei hier die erstzunennende Herausforderung. Die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit wurde dadurch massiv beeinträchtigt. Liechtensteins exponierte Position zum Euroraum hin, hat zur Verschärfung beigetragen. Trotzdem sei sowohl die Wirtschaft als auch der Stellenmarkt gewachsen. «Liechtenstein hat den Frankenschock gut gemeistert, aber noch nicht überstanden», betont Zwiefelhofer weiter. Besonders der Werkplatz bleibe gefordert. Er setzt jedoch Hoffnung in die hohen Qualitätsstandards und die Innovations- und Technologieführerschaft Liechtensteins.
Offene Frage Masseneinwanderung
Dazu braucht es jedoch auch Fachkräfte.Hier präsentiert sich die Schweizer Masseneinwanderungsinitiative weiterhin als Unsicherheitsfaktor, da sich die Schweizer Regierung nicht wirklich in die Karten schauen lässt. Er treffe sich jedoch nahezu monatlich mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga, um auch darüber zu sprechen, erklärte Zwiefelhofer. Und schliesslich sei nicht nur Liechtenstein, sondern auch die Ostschweiz und das Rheintal an einer wirtschaftsfreundlichen und flexiblen Umsetzung der Initiative interessiert. Ebenso wichtig für die Gewinnung von Fachkräften sei auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier sprach der Minister die Kita-Förderung an und lobte die Initiative der Wirtschaftskammer zu diesem Thema. Als weiteren wichtigen Punkt hob Zwiefelhofer die Reform von AHV und betrieblicher Personalvorsorge hervor. Daran führe kein Weg vorbei, auch wenn sich dadurch die Lohnnebenkosten erhöhen. Sicherlich trügen niedrige Lohnnebenkosten zur Attraktivität des Standortes bei, doch dies würden auch die Sozialwerke. Was den Standort betreffe so würde 2016 eine aktualisierte Form der Standortstrategie und die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zum Datenstandort präsentiert, kündigte Zwiefelhofer an und meinte abschliessend, dass die Regierung auch weiterhin wirtschaftliche Bremsfaktoren abbauen wolle. Sie sei dabei aber auch auf die Rückmeldungen der Wirtschaft angewiesen, wofür dieser Apéro ideal sei.
Gleich lange Spiesse
Das erste Feedback folgte auf dem Fuss. Prompt meldete sich Wirtschaftskammerpräsident Arnold Matt zu Wort, der wissen wollte, wie es um die Verhandlungen mit der Schweiz zu den grenzüberschreitenden Dienstleistungen stehe. Hier überlagere Masseneinwanderungsinitative derzeit den Spielraum, gestand Zwiefelhofer ein, doch sei Liechtenstein durch den Zollvertrag dennoch in einer besseren Position. Sollte sich in den nächsten Monaten nichts ergeben, werde man in Liechtenstein wohl mit St. Gallen gleichziehen und so gleich lange Spiesse herstellen.
«Es ist unbestritten, dass die angesprochenen Punkte, die grössten Herausforderungen darstellen und uns sicher auch noch über 2016 hinaus begleiten», so Magnus Tuor, Sektionsleiter der GIL, nach der Rede. Über die Umsetzung und den Inhalt könne man natürlich geteilter Meinung sein. Besonders die angesprochene Erhöhung der Lohnnebenkosten, werde er genau beobachten. Es sei wichtig,dass hier die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch künftig erhalten bleiben.
Referemt Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer